Deutschland gehen die Fachkräfte aus
Der Verband Reale Bildung fordert Stärkung der schulischen und beruflichen Bildung
Mit der Zunahme der Abiturientenquoten verliert das duale System sein Ausbildungsreservoir. Aktuell absolviert nur noch jeder vierte Jugendliche eine Ausbildung. Die Abiturientenquote von mittlerweile über 50 Prozent nimmt jährlich um 1 Prozent zu, in zwanzig Jahren würde sie bei anhaltend kontinuierlicher Steigerung um die 70 Prozent liegen. „Deutschland gehen bereits jetzt die Fachkräfte aus. Die Wirtschaft sieht den Wohlstand und den Fortschritt in Gefahr, wenn das Fachkräfteangebot weiter sinken wird. In vielen nichtakademischen Berufsbereichen ist eine ausreichende Versorgung mit Arbeitskräften nicht mehr gewährleistet“, beschreibt VRB-Landesvorsitzender Timo Lichtenthäler die zunehmend problematische Entwicklung des Fachkräfte-Arbeitsmarktes. Auf der anderen Seite verliere das Abitur seinen Wert, weil es nicht mehr die Studierfähigkeit garantiere. Die immer besseren Durchschnittsnoten und die Inflation der Einser-Abiturnoten vermittelten nach außen die Vorstellung, dass immer mehr Menschen immer intelligenter würden. Diese Illusion sei völlig abwegig, wie die Realität zeige. Hochschulen seien damit fremdbeschäftigt, dem eigentlichen Studium vorgeschaltete Kurse anzubieten, um die fehlenden schulischen Grundkenntnisse im Nachhinein aufwändig zu kompensieren. Das könne nicht ihre Aufgabe sein. Letztlich werde daran deutlich, wie stark die fachlichen Anforderungen an den Gymnasien abgesenkt worden seien. „Die Politik beklagt sehenden Auges diese Fehlentwicklungen, unternimmt ihrerseits aber keine erkennbar wirksame Gegensteuerung“, erklärt Lichtenthäler.
„Wir müssen die Leistung stärker in den Vordergrund stellen“, so der Verbandschef. Die berufliche Bildung müsse gegenüber dem Studium aufgewertet werden. Das Gymnasium dürfte keine Schule für alle sein, die den berufsbildenden Ausbildungssystemen die Schülerschaft wegnimmt. Der VRB fordert, die Bildungsinvestitionen massiv zu erhöhen. Gerade Schularten wie die Realschule plus und die Integrierte Gesamtschule benötigten eine Verbesserung der Rahmenbedingungen: eine Ausstattung auf Höhe der Zeit, kleine Klassengrößen, die ein effizientes Lehren und Lernen gewährleisten, mehr Lehrkräfte sowie pädagogisch und administrativ unterstützende Personalkapazitäten. „Der oft einseitig bevorzugte gymnasial-akademische Weg und das anschließende Studium führen viele junge Menschen in eine berufliche Sackgasse. Volle Unis einerseits, Engpässe auf dem Fachkräfte-Arbeitsmarkt trotz mitunter besseren Verdienstmöglichkeiten andererseits, diese die Versorgung und das Wirtschaftswachstum gefährdende Situation kann sich Deutschland nicht leisten. Der politische und gesellschaftliche Druck gegen den Akademisierungswahn wird steigen und mit ihm auch die hoffentlich noch rechtzeitige Erkenntnis, dass die Realschulen plus und Integrierten Gesamtschulen dem beobachtbaren Trend zur Akademisierung eine notwendige und attraktive Alternative setzen“, so der Verband Reale Bildung.
Einladung
10. Ingelheimer Fachkongress am 17. Mai 2022
Thema: „Social Media als Informationsquelle“
Inhalt, Ablauf, Anmeldung: www.vrb-rlp.de
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